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26
Jul
2016

Jubiläum der Jugendlichen - Weltjugendtag in Krakau.

26 Juli 2016 - 31 Juli 2016 (Termin in Kalender eintragen)

Cracovia

Abschluss am 18. Sonntag im Jahreskreis

Jubiläum der Jugendlichen. Weltjugendtag in Krakau.

EUCHARISTIEFEIER ZUM WELTJUGENDTAG

HOMILIE DES HEILIGEN VATERS

Campus Misericordiae - Krakau
Sonntag, 31. Juli 2016

 

Liebe junge Freunde,

ihr seid nach Krakau gekommen, um Jesus zu begegnen. Und das Evangelium erzählt uns heute ausgerechnet von der Begegnung zwischen Jesus und einem Mann, dem Zachäus, in Jericho (vgl. Lk 19,1-10). Dort beschränkt Jesus sich nicht darauf, zu predigen oder jemanden zu besuchen, sondern er will – wie der Evangelist sagt – durch die Stadt gehen (vgl. V. 1). Mit anderen Worten, Jesus möchte sich dem Leben eines jeden nähern, unseren Weg ganz und gar gehen, damit sein Leben und unser Leben sich wirklich begegnen.

Und so kommt es zu der äußerst überraschenden Begegnung, der Begegnung mit Zachäus, dem obersten Zollpächter, das heißt dem Chef der Steuereinnehmer. Zachäus war also ein reicher Mitarbeiter der verhassten römischen Besatzer; er war ein Ausbeuter seines Volkes, einer, der sich wegen seines üblen Rufes nicht einmal dem Meister nähern konnte. Doch die Begegnung mit Jesus verändert sein Leben, wie es für jeden von uns war und jeden Tag sein kann. Zachäus musste aber einige Hindernisse überwinden, um Jesus zu begegnen. Es war nicht leicht für ihn, er musste einige Hindernisse überwinden, wenigstens drei, die auch uns etwas sagen können.

Das erste ist seine geringe Körpergröße. Es gelang Zachäus nicht, den Meister zu sehen, weil er selbst klein war. Auch heute können wir Gefahr laufen, Jesus fern zu bleiben, weil wir uns ihm nicht gewachsen fühlen, weil wir eine geringe Meinung von uns selber haben. Das ist eine große Versuchung, die nicht nur die Selbsteinschätzung betrifft, sondern auch den Glauben angeht. Denn der Glaube sagt uns: » Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es « (1 Joh 3,1): Wir sind nach seinem Bild geschaffen; Jesus hat unser Menschsein angenommen und sein Herz wird sich nie von uns trennen; der Heilige Geist möchte in uns wohnen; wir sind zur ewigen Freude mit Gott berufen! Das ist unsere „Körpergröße“, das ist unsere geistliche Identität: Wir sind Gottes geliebte Kinder, immer. Begreift also, dass sich selbst nicht zu akzeptieren, unzufrieden zu leben und negative Gedanken zu haben bedeutet, unsere wahrste Identität nicht zu erkennen: Das ist, als wendete ich mich ab, während Gott mich anschauen möchte; es bedeutet, den Traum, den er für mich hegt, auslöschen zu wollen. Gott liebt uns so, wie wir sind, und keine Sünde, keine schlechte Angewohnheit, kein Fehler bringt ihn davon ab. Für Jesus – das zeigt uns das Evangelium – ist niemand minderwertig und entfernt, niemand unbedeutend, sondern alle sind wir bevorzugt und wichtig: Du bist wichtig! Und Gott rechnet mit dir aufgrund dessen, was du bist, nicht aufgrund dessen, was du hast: In seinen Augen ist es absolut unbedeutend, welches Kleid du trägst oder welches Handy du benutzt; es ist ihm nicht wichtig, ob du mit der Mode gehst, sondern du selbst bist ihm wichtig, so wie du bist. In seinen Augen bist du wertvoll, und dein Wert ist unschätzbar.

Wenn es uns geschieht, dass wir in unserem Leben wenig erwarten, anstatt hohe Ziele anzustreben, dann kann uns diese große Wahrheit helfen: Gott ist in seiner Liebe zu uns treu, sogar hartnäckig. Er wird uns helfen, daran zu denken, dass er uns mehr liebt als wir uns selbst, dass er „immer für uns schwärmt“ wie der Unverbesserlichste der Fans. Immer erwartet er uns voller Hoffnung, auch wenn wir uns in unseren Traurigkeiten verschließen und ständig über empfangenes Unrecht und über die Vergangenheit brüten. Doch die Traurigkeit liebzugewinnen, ist unserer spirituellen Statur nicht würdig! Es ist vielmehr ein Virus, der alles verseucht und blockiert, der jede Tür verschließt, der verhindert, das Leben neu zu entfachen und von vorn zu beginnen. Gott ist dagegen hartnäckig hoffnungsvoll: Er glaubt immer, dass wir wieder aufstehen können, und findet sich nicht damit ab, uns erloschen und freudlos zu sehen. Es ist traurig, einen freudlosen jungen Menschen zu sehen. Denn wir sind immer seine geliebten Kinder. Erinnern wir uns daran zu Anfang jedes Tages! Es wird uns gut tun, es an jedem Morgen im Gebet zu sagen: „Herr, ich danke dir, dass du mich liebst; ich bin sicher, dass du mich liebst; mach, dass ich mich in mein Leben verliebe!“ Nicht in meine schlechten Angewohnheiten – die müssen korrigiert werden –, sondern in mein Leben, das ein großes Geschenk ist: Es ist die Zeit, zu lieben und geliebt zu werden.

Zachäus hatte ein zweites Hindernis auf dem Weg zur Begegnung mit Jesus: die lähmende Scham. Darüber haben wir gestern Abend gesprochen. Wir können uns vorstellen, was im Herzen von Zachäus vorging, bevor er auf jenen Maulbeerfeigenbaum stieg, es wird ein ziemlicher Kampf gewesen sein: auf der einen Seite eine gute Neugier, nämlich die, Jesus kennen zu lernen; auf der anderen das Risiko einer entsetzlichen Blamage. Zachäus war eine bekannte Persönlichkeit. Er wusste, dass er sich mit dem Versuch, auf den Baum zu steigen, in den Augen aller lächerlich machen würde – er, ein Vorgesetzter, ein Machtmensch, der aber so verhasst war. Doch er hat die Scham überwunden, weil die Anziehungskraft Jesu stärker war. Ihr werdet erfahren haben, was passiert, wenn ein Mensch so attraktiv wird, dass man sich in ihn verliebt: Dann kann es geschehen, dass man bereitwillig Dinge tut, die man sonst nie getan hätte. Etwas Ähnliches geschah im Herzen von Zachäus, als Jesus ihm so wichtig wurde, dass er für ihn alles getan hätte, denn Jesus war der Einzige, der ihn aus dem Fließsand der Sünde und der Unzufriedenheit herausziehen konnte. Und so gewann die lähmende Scham nicht die Oberhand. Zachäus » lief voraus «, sagt das Evangelium, » stieg hinauf « und dann, als Jesus ihn rief, » stieg er schnell herunter « (V. 4.6). Er ist das Risiko eingegangen, hat sich selbst aufs Spiel gesetzt. Das ist auch für uns das Geheimnis der Freude: die gute Neugier nicht auslöschen, sondern sich selbst aufs Spiel setzen, denn das Leben darf nicht in eine Schublade eingeschlossen werden. Vor Jesus kann man nicht mit verschlungenen Armen abwartend sitzen bleiben; ihm, der uns das Leben schenkt, kann man nicht mit einem Gedanken oder mit einer bloßen „Kurzmeldung“ antworten!

Liebe Junge Freunde, schämt euch nicht, alles vor ihn zu bringen, besonders die Schwachheiten, die Mühen und die Sünden in der Beichte: Er wird es verstehen, euch mit seiner Vergebung und seinem Frieden zu überraschen. Habt keine Angst, ihm mit dem ganzen Elan eures Herzens „Ja“ zu sagen, ihm großherzig zu antworten, ihm zu folgen! Lasst eure Seele nicht betäuben, sondern setzt auf das Ziel der schönen Liebe, die auch den Verzicht und ein starkes „Nein“ zum Doping des Erfolgs um jeden Preis und zur Droge eines Denkens verlangt, das nur um sich selbst und die eigenen Annehmlichkeiten kreist.

Nach der geringen Körpergröße, nach der lähmenden Scham gibt es ein drittes Hindernis, das Zachäus angehen musste – nicht mehr in seinem Innern, sondern in seiner Umgebung. Es ist die raunende Menge, die ihn zuerst aufgehalten und dann kritisiert hat: Jesus durfte doch nicht in sein Haus eintreten, in das Haus eines Sünders! Wie schwierig ist es, Jesus wirklich aufzunehmen, wie hart ist es, einen Gott zu akzeptieren, » der voll Erbarmen ist « (Eph 2,4)! Sie mögen euch hemmen, indem sie versuchen, euch einzureden, dass Gott fern, streng und wenig einfühlsam ist, gut mit den Guten und böse mit den Bösen. Stattdessen lässt unser himmlischer Vater » seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten « (Mt 5,45) und lädt uns ein zum wahren Mut: stärker zu sein als das Böse, indem wir alle lieben, sogar die Feinde. Sie mögen euch belächeln, weil ihr an die sanfte und demütige Kraft der Barmherzigkeit glaubt. Habt keine Angst, sondern denkt an die Worte dieser Tage: » Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden « (Mt 5,7). Sie mögen euch als Träumer beurteilen, weil ihr an eine neue Menschheit glaubt, die den Hass zwischen den Völkern nicht annimmt, die die Grenzen der Länder nicht als Barrieren ansieht und die eigenen Traditionen ohne Egoismen und Ressentiments hütet. Verliert nicht den Mut: Mit eurem Lächeln und mit euren offenen Armen predigt ihr Hoffnung und seid ein Segen für die eine Menschheitsfamilie, die ihr hier so gut vertretet!

Die Menge hat Zachäus an jenem Tag das Urteil gesprochen, sie hat ihn von oben herab angesehen; Jesus hingegen hat das Gegenteil getan: Er hat zu ihm hinaufgeschaut (V. 5). Der Blick Jesu reicht über die Mängel hinaus und sieht die Person; er bleibt nicht bei dem Schlechten aus der Vergangenheit stehen, sondern ahnt das Gute in der Zukunft; er gibt angesichts der Absperrungen nicht auf, sondern sucht den Weg der Einheit und der Gemeinschaft; mitten unter allen hält er sich nicht bei der äußeren Erscheinung auf, sondern schaut auf das Herz. Jesus schaut auf unser Herz, auf dein Herz, auf mein Herz. Mit diesem Blick Jesu könnt ihr eine andere Menschheit wachsen lassen, ohne zu erwarten, dass man euch lobt, sondern indem ihr das Gute um seiner selbst willen sucht und froh seid, euer Herz rein zu halten und friedlich für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Bleibt nicht an der Oberfläche der Dinge stehen und misstraut den weltlichen Huldigungen des Scheins, dem Make-Up der Seele, um besser zu erscheinen. Installiert hingegen gut die stabilste Verbindung, die eines Herzens, welches das Gute sieht und unermüdlich vermittelt. Und jene Freude, die ihr umsonst von Gott empfangen habt, bitte, gebt sie umsonst weiter (vgl. Mt 10,8), denn viele warten auf sie, und sie erwarten sie von euch!

Hören wir schließlich die Worte Jesu an Zachäus, die eigens für uns gesagt scheinen, für jeden von uns: » Komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein « (V. 5). „Komm schnell herunter, denn heute muss ich bei dir zu Gast sein. Öffne mir die Tür deines Herzens!“ Jesus richtet dieselbe Aufforderung an dich: „Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein.“ Der Weltjugendtag, könnten wir sagen, beginnt heute und geht morgen zu Hause weiter, denn dort will Jesus dir von nun an begegnen. Der Herr will nicht nur in dieser schönen Stadt oder in den lieben Erinnerungen bleiben, sondern er möchte zu dir nach Hause kommen, in deinem Alltagsleben wohnen: im Studium und in den ersten Arbeitsjahren, in den Situationen von Freundschaft und liebevoller Zuneigung, in den Plänen und den Träumen. Wie gefällt es ihm, wenn all das im Gebet vor ihn getragen wird! Wie hofft er, dass unter all den Kontakten und Chat des Alltags an erster Stelle der goldene Faden des Gebetes stehe! Wie wünscht er sich, dass sein Wort zu jedem deiner Tage spreche, dass sein Evangelium das Deine werde und dein „Navigator“ auf den Straßen des Lebens sei!

Während Jesus dich bittet, zu dir nach Hause kommen zu dürfen, ruft er dich beim Namen, wie er es mit Zachäus getan hat. Uns alle ruft Jesus beim Namen. Dein Name ist ihm kostbar. Der Name Zachäus erinnerte in der Sprache der Zeit an das Gedenken Gottes. Vertraut dem Gedenken Gottes: Sein Gedächtnis ist keine „Festplatte“, die alle unsere Daten registriert und archiviert; sein Gedächtnis ist ein Herz, das weich ist vor Mitgefühl, das Freude daran hat, jede Spur des Bösen in uns auszulöschen. Versuchen nun auch wir, das treue Gedächtnis Gottes nachzuahmen und das Gute, das wir in diesen Tagen empfangen haben, zu bewahren. Im Stillen gedenken wir dieser Begegnung, bewahren wir die Erinnerung an die Gegenwart Gottes und seines Wortes, lassen wir in uns die Stimme Jesu, die uns beim Namen ruft, wieder aufleben. So beten wir schweigend, indem wir uns erinnern und dem Herrn danken, der uns hier haben wollte und uns begegnet ist.

 

 

GEBETSWACHE MIT DEN JUGENDLICHEN

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Campus Misericordiae, Krakau
Samstag, 30. Juli 2016

[Multimedia]

 

 

Liebe junge Freunde, guten Abend!

Es ist schön, hier bei euch zu sein während dieser Gebetswache.

Am Ende ihres mutigen und bewegenden Zeugnisses hat Rand uns um etwas gebeten. Sie hat uns gesagt: „Ich bitte euch nachdrücklich, für mein geliebtes Land zu beten.“ Eine von Krieg, Schmerz und Verlust gezeichnete Geschichte, die mit einer Bitte endet: der Bitte um das Gebet. Was kann besser sein, als unsere Vigil betend zu beginnen?

Wir kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aus unterschiedlichen Kontinenten, Ländern, Sprachen, Kulturen und Völkern. Wir sind „Söhne“ und „Töchter“ von Nationen, die vielleicht über verschiedene Konflikte diskutieren oder sogar im Krieg miteinander sind. Andere von uns kommen aus Ländern, die im „Frieden“ sein mögen, die keine kriegerischen Auseinandersetzungen erleben, bei denen viele der schmerzlichen Ereignisse, die in der Welt geschehen, nur Teil der Nachrichten oder der Presse sind. Doch wir sind uns einer Sache bewusst: Für uns hier und heute, die wir aus verschiedenen Teilen der Welt kommen, sind der Schmerz und der Krieg, den viele Jugendliche erleben, nicht mehr etwas Anonymes, für uns sind sie keine Zeitungsnachricht mehr; sie haben einen Namen, sie haben ein Gesicht, eine Geschichte, eine Nähe. Heute bedeutet der Krieg in Syrien Schmerz und Leiden vieler Menschen, vieler Jugendlicher wie der mutigen Rand, die hier mitten unter uns ist und uns bittet, für ihr geliebtes Land zu beten.

Es gibt Situationen, die sich für uns als weit entfernt erweisen, bis wir irgendwie mit ihnen in Berührung kommen. Es gibt Wirklichkeiten, die wir nicht verstehen, weil wir sie nur über einen Bildschirm (des Handys oder des Computers) sehen. Wenn wir aber mit dem Leben, mit diesen konkreten, nicht mehr nur durch Bildschirme vermittelten Leben in Kontakt kommen, dann gibt es in unserem Innern eine heftige Reaktion: Wir alle fühlen uns aufgefordert, uns persönlich einzubringen: „Schluss mit vergessenen Städten“, wie Rand sagt; es darf niemals mehr geschehen, dass Brüder  „von Mord und Tod umzingelt sind“ und spüren, dass ihnen niemand helfen wird. Liebe Freunde, ich lade euch ein, gemeinsam zu beten wegen des Leidens so vieler Opfer des Krieges, dieses Krieges, der heute in der Welt herrscht, damit wir ein für alle Mal begreifen können, dass nichts das Blut eines Bruders oder einer Schwester rechtfertigt, dass nichts wertvoller ist als der Mensch neben uns. Und in dieser Bitte um Gebet möchte ich auch euch danken, Natalia und Miguel, denn auch ihr habt eure „Kriege“, euer inneres Ringen mit uns geteilt. Ihr habt uns eure Kämpfe vor Augen geführt und uns gezeigt, was ihr getan habt, um sie zu überwinden. Ihr seid ein lebendiges Zeichen für das, was die Barmherzigkeit in uns bewirken will.

Wir fangen jetzt nicht an, gegen irgendjemanden zu schimpfen, wir beginnen nicht zu streiten, wir wollen nicht zerstören, wir wollen nicht beleidigen. Wir wollen nicht den Hass mit noch mehr Hass besiegen, die Gewalt mit noch mehr Gewalt besiegen, den Terror mit noch mehr Terror besiegen. Und unsere Antwort auf diese Welt im Krieg hat einen Namen: sie heißt Brüderlichkeit, sie heißt geschwisterliche Verbindung, sie heißt Gemeinschaft, sie heißt Familie. Wir feiern die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Kulturen kommen und uns zusammenfinden, um zu beten. Unser bestes Wort, unsere beste Rede soll sein, uns im Gebet zu vereinen. Halten wir einen Moment Stille und beten wir; tragen wir die Zeugnisse dieser Freunde vor Gott; identifizieren wir uns mit denen, für die „der Begriff Familie überhaupt nicht existiert und das Haus nur ein Ort zum Schlafen und Essen ist“,  oder mit denen, die in der Angst leben zu glauben, dass ihre Fehler und Sünden sie endgültig ausgeschlossen haben. Tragen wir vor die Gegenwart unseres Gottes auch eure „Kriege“, unsere „Kriege“, die Kämpfe, die jeder in sich, im eigenen Herzen trägt. Und darum, um in Familie, in geschwisterlicher Gemeinschaft zu sein, lade ich euch alle zusammen ein, aufzustehen, einander an die Hand zu nehmen und schweigend zu beten. Alle.

[Stille]

Während wir beteten, kam mir das Bild der Apostel am Pfingsttag in den Sinn. Eine Szene, die uns helfen kann, alles zu verstehen, was Gott in unserem Leben in uns und mit uns verwirklichen möchte. An jenem Tag hatten die Apostel sich aus Angst eingeschlossen. Sie fühlten sich bedroht durch eine Umgebung, die sie verfolgte, die sie zwang, sich in einem kleinen Raum aufzuhalten und unbeweglich, gelähmt auszuharren. Die Furcht hatte sich ihrer bemächtigt. In diesem Kontext geschah etwas Eindrucksvolles, etwas Grandioses. Der Heilige Geist kam, und Zungen wie von Feuer ließen sich auf jedem von ihnen nieder und trieben sie in ein Abenteuer, das sie sich nie erträumt hätten. Die Situation ändert sich vollständig!

Wir haben drei Zeugnisse gehört; wir haben mit unseren Herzen ihre Geschichten, ihr Leben berührt. Wir haben gesehen, wie sie ebenso wie die Jünger ähnliche Momente erlebt haben, Augenblicke, in denen sie angsterfüllt waren, in denen alles zusammenzubrechen schien. Die Angst und die Beklemmung, die  aus dem Bewusstsein hervorgehen, dass man, wenn man aus dem Hause geht, seine Lieben eventuell nicht wiedersieht; die Angst, sich nicht anerkannt und geliebt zu fühlen; die Angst, keine anderen Chancen zu haben. Sie haben uns die gleiche Erfahrung nachempfinden lassen, die die Jünger machten; sie haben die Angst gespürt, die  zu einem einzigen Ort führt. Wohin führt uns die Angst? In die Verschlossenheit. Und wenn die Angst sich in der Verschlossenheit verkriecht, geht sie immer mit ihrer „Zwillingsschwester“ einher, mit der Lähmung, mit dem Sich-gelähmt-Fühlen. Das Empfinden, dass in dieser Welt, in unseren Städten, in unseren Gemeinschaften kein Raum mehr ist, um zu wachsen, zu träumen, schöpferisch zu sein, auf Horizonte zu schauen, letztlich: um zu leben, ist eines der schlimmsten Übel, die uns im Leben – und besonders in der Jugend – geschehen können. Die Lähmung lässt uns die Lust verlieren, uns über die Begegnung und die Freundschaft zu freuen, die Lust, gemeinsam zu träumen, unseren Weg mit den anderen zu gehen. Sie entfernt uns von den anderen, hindert uns, einander die Hand zu reichen, wie wir [in der Choreografie] gesehen haben: Alle in diese kleinen Glashäuser eingeschlossen.

Doch im Leben gibt es eine weitere, für die jungen Menschen noch gefährlichere und oft schwer zu erkennende Lähmung. Ich nenne sie gerne die Lähmung, die aufkommt, wenn man das GLÜCK mit einem SOFA / KANAPA verwechselt! Ja, zu glauben, dass wir, um glücklich zu sein, ein gutes Sofa brauchen. Ein Sofa, das uns hilft, es bequem zu haben, ruhig und ganz sicher zu sein. Ein Sofa – wie jene modernen, die es jetzt gibt, sogar mit einlullenden Massagen – die uns   Stunden der Ruhe garantieren, um uns in die Welt der Videospiele zu begeben und Stunden vor dem Computer zu verbringen. Ein Sofa gegen jede Art von Schmerz und Furcht. Ein Sofa, das uns innerhalb unserer vier Wände bleiben lässt, ohne uns abzumühen und uns Sorgen zu machen. Das „Sofa-Glück“ / „kanapa-szczęście“ ist wahrscheinlich die lautlose Lähmung, die uns am meisten schaden kann, die der Jugend am meisten schaden kann. „Und warum geschieht das, Pater?“ Weil wir nach und nach, ohne es zu merken, im Schlaf versinken, duselig und benommen sind. Vorgestern sprach ich von jungen Menschen, die mit zwanzig Jahren „in Pension“ gehen; heute spreche ich von den jungen Menschen, die im Schlaf versunken, duselig und benommen sind, während andere – vielleicht die lebendigeren, aber nicht die besseren – für uns  über die Zukunft entscheiden. Gewiss, für viele ist es einfacher und vorteilhafter, duselige und benommene Jugendliche zu haben, die das Glück mit einem Sofa verwechseln; vielen scheint das günstiger, als aufgeweckte junge Menschen zu haben, die reagieren möchten, die danach verlangen, dem Traum Gottes zu entsprechen und allen Bestrebungen des Herzens. Und ihr, ich frage euch: Wollt ihr verschlafene, duselige, benommene Jugendliche sein? [Nein!]Wollt ihr aufgeweckt sein? [Ja!] Wollt ihr für eure Zukunft kämpfen? [Ja!] Allzu überzeugt seid ihr wohl nicht… Wollt ihr für eure Zukunft kämpfen? [Ja!]

Doch die Wahrheit ist eine andere: Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu „vegetieren“, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert; im Gegenteil, wir sind für etwas anderes gekommen, wir sind gekommen, um eine Spur zu hinterlassen. Es ist sehr traurig, durchs Leben zu gehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Aber wenn wir die Bequemlichkeit wählen, und das Glück mit dem Konsum verwechseln, dann ist der Preis, den wir bezahlen, sehr, sehr hoch: Wir verlieren die Freiheit. Dann sind wir nicht frei, um Spuren zu hinterlassen. Wir verlieren die Freiheit: Das ist der Preis. Und es gibt viele Leute, die wollen, dass die jungen Menschen nicht frei sind; es gibt viele Leute, die euch nicht wohl gesonnen sind, die wollen, dass ihr benommen, duselig und verschlafen seid, aber nur nicht frei! Nein, das nicht! Wir müssen unsere Freiheit verteidigen!

Genau an diesem Punkt besteht eine große Lähmung, wenn wir beginnen zu meinen, Glück sei ein Synonym der Bequemlichkeit; dass glücklich sein bedeutet, schläfrig oder betäubt durchs Leben zu gehen, dass die einzige Art, glücklich zu sein, darin besteht, wie benommen zu sein. Es ist sicher, dass die Droge schadet, aber es gibt viele andere, gesellschaftlich akzeptierte Drogen, die uns schließlich sehr versklaven oder jedenfalls immer mehr versklaven. Die einen wie die anderen berauben uns unseres höchsten Gutes: der Freiheit. Si berauben uns unserer Freiheit.

Meine Freunde, Jesus ist der Herr des Risikos, er ist der Herr des immer „darüber hinaus“. Jesus ist nicht der Herr des Komforts, der Sicherheit und der Bequemlichkeit. Um Jesus zu folgen, muss man eine gewisse Dosis an Mut besitzen, muss man sich entscheiden, das Sofa gegen ein Paar Schuhe auszutauschen, die dir helfen, Wege zu gehen, die du dir nie erträumt hast und die du dir nicht einmal vorstellen konntest: Wege, die neue Horizonte eröffnen können, die fähig sind, Freude zu übertragen – jene Freude, die aus der Liebe Gottes hervorgeht, die Freude, die durch jede Geste, durch jede Haltung der Barmherzigkeit in deinem Herzen verbleibt. Auf Wegen gehen und dem „Irrsinn“ unseres Gottes folgen, der uns lehrt, ihm zu begegnen im Hungrigen, im Durstigen, im Nackten, im Kranken; im Freund, mit dem es schlecht ausgegangen ist, im Gefangenen, im Flüchtling und im Migranten, im einsamen Nachbarn. Auf den Wegen unseres Gottes gehen, der uns auffordert, politisch Handelnde, Denker, gesellschaftliche Vorreiter zu sein; der uns anregt, eine solidarischere Wirtschaft zu ersinnen, als diese. Die Liebe Gottes fordert uns auf, in alle Bereiche, in denen ihr euch befindet, die Frohe Botschaft zu tragen und das eigene Leben zu einem Geschenk an Gott und an die anderen zu machen. Und das bedeutet, mutig zu sein, das bedeutet, frei zu sein!

Ihr könnt mir sagen: Pater, aber das ist nicht etwas für alle, es ist nur für einige Erwählte! Ja, das stimmt, und diese Erwählten sind alle, die bereit sind, ihr Leben mit den anderen zu teilen. In der gleichen Weise, in der der Heilige Geist am Pfingsttag das Herz der Jünger verwandelte – sie waren gelähmt –, hat er es auch mit unseren Freunden getan, die ihre Zeugnisse mit uns geteilt haben. Ich gebrauche deine Worte, Miguel: Du hast uns gesagt, dass du an dem Tag, an dem dir in der Facenda die Verantwortung übertragen wurde, ein optimales Funktionieren des Hauses zu fördern, begonnen hast zu begreifen, dass Gott etwas von dir wollte. So hat die Verwandlung angefangen.

Das ist das Geheimnis, liebe Freunde, das zu erleben wir alle berufen sind. Gott erwartet etwas von dir. Habt ihr verstanden? Gott erwartet etwas von dir, Gott will etwas von dir, Gott wartet auf dich. Gott kommt, um unsere Verschlossenheit aufzubrechen, er kommt, um die Türen unseres Lebens, unserer Ansichten, unserer Blicke zu öffnen. Gott kommt, um alles zu öffnen, was dich einschließt. Er lädt dich ein zu träumen, er will dich sehen lassen, dass die Welt mit dir anders sein kann. So ist das: Wenn du nicht dein Bestes gibst, wird die Welt sich nicht verändern. Das ist eine Herausforderung

Die Zeit, die wir heute erleben, braucht keine Sofa-Jugendlichen / młodzi kanapowi, sondern junge Menschen mit Schuhen, noch besser: mit „Boots“ an den Füßen. Diese Zeit akzeptiert nur Stammspieler, für Reserve ist kein Platz. Die Welt von heute verlangt von euch, Vorreiter der Geschichte zu sein, denn das Leben ist immer schön, wenn wir es leben wollen, immer, wenn wir Spuren hinterlassen wollen. Die Geschichte verlangt heute von uns, dass wir unsere Würde verteidigen und nicht zulassen, dass andere über unsere Zukunft entscheiden. Nein! Wir selbst müssen unsere Zukunft entscheiden, ihr selbst eure Zukunft! Wie an Pfingsten möchte der Herr eines der größten Wunder vollbringen, das wir erleben können: Er möchte bewirken, dass deine Hände, meine Hände, unsere Hände sich in Zeichen der Versöhnung, der Gemeinschaft, der Schöpfung verwandeln. Er will deine Hände, um mit dem Aufbau der Welt von heute fortzufahren. Er will sie mit dir aufbauen. Und du, was antwortest du? Was antwortest du? Ja oder nein! [Ja!]

Du wirst mir sagen: Pater, aber ich bin sehr eingeschränkt, ich bin ein Sünder, was kann ich schon tun? Wenn der Herr uns ruft, denkt er nicht an das, was wir sind, an das, was wir waren, an das, was wir getan oder unterlassen haben. Im Gegenteil: In dem Moment, in dem er uns ruft, schaut er auf all das, was wir tun könnten, auf all die Liebe, die wir übertragen können. Er setzt immer auf die Zukunft, auf das Morgen. Jesus versetzt dich an den Horizont, niemals ins Museum.

Darum, lieber Freund, liebe Freundin, lädt Jesus dich heute ein, er ruft dich, deine Spur im Leben zu hinterlassen, eine Spur, die die Geschichte kennzeichnet, die deine Geschichte und die Geschichte vieler kennzeichnet.

Das Leben von heute sagt uns, dass es sehr leicht ist, die Aufmerksamkeit auf das zu fixieren, was uns entzweit, auf das, was uns trennt. Sie möchten uns einreden, dass die beste Art, uns gegen das zu schützen, was uns schadet, darin besteht, uns zu verschließen. Wir Erwachsenen – wir Erwachsenen! – brauchen heute euch, damit ihr uns lehrt – so wie ihr es heute tut –, in der Verschiedenheit, im Dialog zusammenzuleben und die Vielfalt der Kulturen miteinander zu teilen nicht wie eine Bedrohung, sondern als eine Chance. Und ihr seid eine Chance für die Zukunft. Habt den Mut, uns zu belehren; habt den Mut, uns zu lehren, dass es einfacher ist, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten! Wir haben es nötig, das zu lernen. Und alle gemeinsam bitten wir, dass ihr von uns verlangt, Wege der Brüderlichkeit zu gehen. Dass ihr unsere Ankläger seid, wenn wir den Weg der Mauern, den Weg der Feindschaft, den Weg des Krieges wählen. Brücken bauen: Wisst ihr, was die erste zu bauende Brücke ist? Eine Brücke, die wir hier und jetzt verwirklichen können: einander die Hände drücken, einander die Hand geben. Also los! Tut es jetzt gleich! Baut diese Menschenbrücke, gebt einander die Hand, ihr alle! Das ist die Anfangsbrücke, es ist die Menschenbrücke, es ist die erste, sie ist das Vorbild. Es besteht immer das Risiko – ich habe es vorgestern gesagt –, mit der ausgestreckten Hand allein zu bleiben, aber im Leben muss man riskieren, wer nicht wagt, der gewinnt nicht. Mit dieser Brücke kommen wir voran – hier, mit dieser Anfangsbrücke: Gebt einander die Hand! Danke! Es ist die große brüderliche Brücke, und könnten doch die Mächtigen dieser Welt lernen, das  zu tun!... Aber nicht für das Foto – wenn sie einander die Hand reichen und an etwas anderes denken –, sondern um fortzufahren, immer größere Brücken zu bauen. Möge diese menschliche Brücke ein Same sein für viele andere; das wird eine „Spur“ sein.

Jesus, der der Weg ist, ruft heute dich, dich, dich [er zeigt auf die Einzelnen], deine Spur in der Geschichte zu hinterlassen. Er, der das Leben ist, lädt dich ein, eine Spur zu hinterlassen, die dein Leben und das vieler anderer mit Leben erfüllt. Er, der die Wahrheit ist, lädt dich ein, die Wege der Trennung, der Entzweiung, der Sinnlosigkeit zu verlassen. Machst du mit? [Ja!] Machst du mit? [Ja!]Und jetzt möchte ich sehen: Was antworten deine Hände und deine Füße dem Herrn, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist? Machst du mit? [Ja!] Der Herr segne eure Träume. Danke!

 

 

KREUZWEG MIT DEN JUGENDLICHEN

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Jordan-Park, Krakau
Freitag, 29. Juli 2016

[Multimedia]

 

 

» Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; 
ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; 
ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; 
ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; 
ich war krank und ihr habt mich besucht; 
ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen 
« (Mt 25,35-36).

Diese Worte Jesu kommen der Frage entgegen, die immer wieder in unserem Geist und unserem Herzen ertönt: „Wo ist Gott?“ Wo ist Gott, wenn in der Welt das Böse existiert, wenn es Hungrige, Durstige, Obdachlose, Heimatvertriebene und Flüchtlinge gibt? Wo ist Gott, wenn unschuldige Menschen aufgrund von Gewalt, Terrorismus und Kriegen sterben? Wo ist Gott, wenn erbarmungslose Krankheiten Lebensverbindungen und Bande der Liebe zerreißen? Oder wenn Kinder ausgebeutet und gedemütigt werden und wenn auch sie unter schweren Pathologien leiden? Wo ist Gott angesichts der Ruhelosigkeit der Zweifelnden und der seelisch Gequälten? Es gibt Fragen, auf die es keine menschlichen Antworten gibt. Wir können nur auf Jesus schauen und ihn fragen. Und die Antwort Jesu lautet: „Gott ist in ihnen“; Jesus ist in ihnen, leidet in ihnen, ist zutiefst mit ihnen identisch. Er ist so mit ihnen vereint, dass er beinahe „einen einzigen Leib“ mit ihnen bildet.

Jesus selbst hat die Wahl getroffen, sich mit diesen unseren von Schmerz und Ängsten geprüften Brüdern und Schwestern zu identifizieren, als er es auf sich nahm, die Via dolorosa nach Golgota zu gehen. Am Kreuz sterbend überantwortet er sich in die Hände des Vaters und trägt mit hingebungsvoller Liebe auf und in sich die physischen, moralischen und spirituellen Wunden der gesamten Menschheit. Indem er das Kreuzesholz ergreift, umfasst Jesus die Nacktheit und den Hunger, den Durst und die Einsamkeit, den Schmerz und den Tod der Menschen aller Zeiten. Heute Abend umfasst Jesus – und wir mit ihm – mit besonderer Liebe unsere syrischen Brüder und Schwestern, die vor dem Krieg geflohen sind. Wir grüßen sie und nehmen sie mit geschwisterlicher Liebe und mit Sympathie auf.

Indem wir den Kreuzweg Jesu nachgegangen sind, haben wir neu entdeckt, wie wichtig es ist, dass wir durch die vierzehn Werke der Barmherzigkeit ihm ähnlich werden. Sie sind uns eine Hilfe, um uns der Barmherzigkeit Gottes zu öffnen, um die Gnade der Erkenntnis zu erbitten, dass der Mensch ohne Barmherzigkeit nichts tun kann, dass ich, du, wir alle ohne die Barmherzigkeit nichts tun können. Schauen wir zunächst auf die sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit: Hungernde speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Kranke besuchen, Gefangene besuchen, Tote begraben. Umsonst haben wir empfangen, umsonst wollen wir geben. Wir sind aufgefordert, dem gekreuzigten Jesus in jedem ausgegrenzten Menschen zu dienen, seinen heiligen Leib zu berühren im Ausgeschlossenen, im Hungrigen, im Durstigen, im Nackten, im Gefangenen, im Kranken, im Arbeitslosen, im Verfolgten, im Heimatvertriebenen und im Migranten. Dort finden wir unseren Gott, dort berühren wir den Herrn. Jesus selbst hat uns das gesagt, als er erklärte, welches das „Protokoll“ sein wird, nach dem wir einst gerichtet werden: Jedes Mal, wenn wir das dem Geringsten unserer Mitmenschen getan haben, haben wir es ihm getan (vgl.  Mt 25,31-46).

Den Werken der leiblichen  Barmherzigkeit folgen die der geistlichen Barmherzigkeit: die Zweifelnden beraten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Trauernden trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen, für die Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten. Mit der Aufnahme des Ausgegrenzten, der leiblich verwundet ist, und mit der Aufnahme des Sünders, der seelisch verwundet ist, steht unsere Glaubwürdigkeit als Christen auf dem Spiel. Mit der Aufnahme des Ausgegrenzten, der leiblich verwundet ist, und mit der Aufnahme des Sünders, der seelisch verwundet ist, steht unsere Glaubwürdigkeit als Christen auf dem Spiel! Nicht mit den Ideen: dort!

Heute braucht die Menschheit Männer und Frauen – und besonders junge Menschen wie euch –, die ihr Leben nicht „halb“ leben wollen: junge Menschen, die bereit sind, ihr Leben für den gegenleistungsfreien Dienst an den ärmsten und schwächsten Mitmenschen zu verwenden, in der Nachfolge Christi, der sich für unser Heil ganz und gar hingegeben hat. Angesichts des Bösen, des Leidens und der Sünde ist die einzig mögliche Antwort für den Jünger Jesu die Selbsthingabe, sogar bis zum Tod – genauso wie Christus; es ist die Haltung des Dienstes. Wenn jemand, der sich Christ nennt, nicht lebt, um zu dienen, dient er nicht für das Leben. Mit seinem Leben verleugnet er Jesus Christus.

Liebe junge Freunde, heute Abend richtet der Herr erneut seine Einladung an euch, Vorkämpfer im Dienen zu werden; er möchte aus euch eine konkrete Antwort auf die Nöte und Leiden der Menschheit machen; er möchte, dass ihr ein Zeichen seiner barmherzigen Liebe für unsere Zeit seid! Um diesen Auftrag zu erfüllen, weist er euch den Weg des persönlichen Engagements und der Selbsthingabe: Es ist der Weg des Kreuzes. Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Glücks, Christus bis zum Äußersten nachzufolgen, in den oft dramatischen Umständen des Alltagslebens. Es ist der Weg, der keine Misserfolge, Ausgrenzungen oder Einsamkeiten fürchtet, weil er das Herz des Menschen mit der Fülle Jesu sättigt. Der Weg des Kreuzes ist der Weg des Lebens, der Weg im Stile Gottes – ein Weg, den Jesus uns auch auf den Pfaden einer manchmal gespaltenen, ungerechten und korrupten Welt gehen lässt.

Der Weg des Kreuzes ist keine sadomasochistische Gewohnheit; der Weg des Kreuzes ist der einzige, der die Sünde, das Böse und den Tod besiegt, weil er in das strahlende Licht der Auferstehung Christi mündet und so die Horizonte des neuen und vollen Lebens öffnet. Es ist der Weg der Hoffnung und der Zukunft. Wer ihn mit Großherzigkeit und Glauben geht, schenkt der Menschheit und der Zukunft Hoffnung. Wer ihn mit Großherzigkeit und Glauben geht, sät Hoffnung aus. Und ich möchte, dass ihr Säer von Hoffnung seid.

Liebe junge Freunde, an jenem Karfreitag kehrten viele Jünger traurig nach Hause zurück, andere zogen es vor, zu ihrem Haus auf dem Lande zu gehen, um das Kreuz ein wenig zu vergessen. Ich frage euch – aber antwortet still in eurem Herzen, jeder von euch in seinem Herzen –:  Wie wollt ihr heute Abend in eure Häuser, in Eure Herbergen, in eure Zelte zurückkehren? Wie wollt ihr heute Abend zur Begegnung mit euch selbst zurückkehren? Die Welt blickt auf uns. Es liegt bei jedem von euch, auf die Herausforderung dieser Frage zu reagieren.

 

 

BEGRÜSSUNGSZEREMONIE MIT DEN JUGENDLICHEN

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Jordan-Park, Krakau
Donnerstag, 28. Juli 2016

[Multimedia]

 

 

Liebe junge Freunde, 
einen schönen guten Abend!

Endlich treffen wir uns! Danke für diesen herzlichen Empfang! Ich danke Kardinal Dziwisz, den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laien und allen, die euch begleiten. Danke all denen, die es ermöglicht haben, dass wir heute hier sind, die sich „abgeschuftet“ haben, damit wir den Glauben feiern können. Heute feiern wir alle zusammen den Glauben!

In diesem seinem Heimatland möchte ich besonders dem heiligen Johannes Paul II. danken [großer Beifall] – kräftig, kräftig! –, der diese Treffen ersonnen und gefördert hat. Vom Himmel aus begleitet er uns, da er so viele junge Menschen aus ganz verschiedenen Völkern, Kulturen und Sprachen mit dem gleichen Beweggrund vereint sieht: Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist. Habt ihr das verstanden? Jesus zu feiern, der lebendig mitten unter uns ist! Und zu sagen, dass er lebt, bedeutet, unsere Bereitschaft zu erneuern, ihm zu folgen, unsere Bereitschaft, Jesu Nachfolge mit Leidenschaft zu leben. Was könnte eine bessere Gelegenheit sein, die Freundschaft mit Jesus zu erneuern, als die Freundschaft unter euch zu festigen! Was könnte eine bessere Art und Weise sein, unsere Freundschaft mit Jesus zu festigen, als sie mit den anderen zu teilen! Was könnte eine bessere Art und Weise sein, die Freude des Evangeliums zu erleben, als das Verlangen zu haben, die Frohe Botschaft in so viele schmerzliche und schwierige Situationen zu übertragen!

Und Jesus ist es, der uns zu diesem 31. Weltjugendtag zusammengerufen hat; Jesus ist es, der uns sagt: » Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden« (Mt 5,7). Selig, die imstande sind zu verzeihen, die imstande sind, ein mitfühlendes Herz zu haben, die imstande sind, den anderen das Beste zu geben; das Beste, nicht das, was übrig bleibt: das Beste!

Liebe junge Freunde, in diesen Tagen zieht Polen, dieses edle Land, sein Festkleid an; in diesen Tagen möchte Polen das stets junge Gesicht der Barmherzigkeit sein. Von diesem Land aus wollen wir mit euch und auch vereint mit vielen Jugendlichen, die heute nicht hier sein können, uns aber über die verschiedenen Kommunikationsmittel begleiten, alle gemeinsam aus diesem Weltjugendtag ein echtes Jubiläumsfest machen, in diesem Jubiläum der Barmherzigkeit.

In den Jahren meiner Zeit als Bischof habe ich etwas gelernt – vieles habe ich da gelernt, aber über eines möchte ich jetzt sprechen –: Es gibt nichts Schöneres, als die frohe Bereitschaft, die Hingabe, die Leidenschaft und die Energie zu betrachten, mit der viele junge Menschen ihr Leben leben. Das ist schön! Und woher kommt diese Schönheit? Wenn Jesus das Herz eines jungen Mannes, eines jungen Mädchens anrührt, sind diese zu wirklich grandiosen Handlungen fähig. Es ist anregend, wenn man hört, wie sie ihre Träume, ihre Fragen mitteilen und ihre Bereitschaft, sich allen entgegenzustellen, die behaupten, es könne sich nichts ändern. Jenen, die ich „Quietisten“ nenne: „Nichts kann sich ändern.“ Nein, die jungen Leute haben die Kraft, sich denen entgegenzustellen! Doch… einige sind sich dessen vielleicht gar nicht so sicher?... Ich frage euch und ihr antwortet: Können sich die Dinge ändern? [Ja!] Man hört nichts! [Ja!]. Na also! Es ist ein Geschenk des Himmels, viele von euch sehen zu können, die ihr mit euren Diskussionen zu erreichen sucht, dass die Dinge anders werden. Es ist schön und es tröstet mein Herz, euch so rebellisch zu sehen. Die Kirche blickt heute auf euch – ich würde noch mehr sagen: Die Welt blickt heute auf euch – und möchte von euch lernen, um wieder neu auf die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu vertrauen. Sie hat ein stets junges Gesicht und hört nicht auf, uns einzuladen, Teil seines Reiches zu sein. Dieses Reich ist ein Reich der Freude, es ist immer ein Reich des Glücks, es ist ein Reich, das uns stets voranbringt, es ist ein Reich, das imstande ist, uns die Kraft zu geben, die Dinge zu ändern. Ich hab‘s vergessen und frage euch noch einmal: Können sich die Dinge ändern? [Ja!]. Einverstanden.

Da ich die Leidenschaft kenne, die ihr in die Mission legt, wage ich zu wiederholen: Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht. Denn ein erbarmungsvolles Herz hat den Mut, aus seinen Bequemlichkeiten aufzubrechen; ein erbarmungsvolles Herz weiß den anderen entgegenzugehen und schafft es, alle zu umarmen. Ein erbarmungsvolles Herz versteht es, eine Zuflucht zu sein für diejenigen, die niemals ein Zuhause hatten oder die es verloren haben; es versteht, ein Daheim und eine Atmosphäre von Familie zu schaffen für diejenigen, die auswandern mussten; es ist zu zärtlicher Liebe und Mitgefühl fähig. Ein erbarmungsvolles Herz weiß sein Brot mit dem Hungrigen zu teilen; ein erbarmungsvolles Herz öffnet sich, um den Flüchtling und den Migranten aufzunehmen. Zusammen mit euch von Barmherzigkeit sprechen, heißt von Chance sprechen, heißt von Zukunft sprechen, heißt von Engagement sprechen, heißt von Zuversicht sprechen, heißt von Offenheit sprechen, von Gastfreundschaft und Mitgefühl, es heißt von Träumen sprechen. Aber seid ihr fähig zu träumen? [Ja!] Und wenn das Herz offen ist und fähig zu träumen, dann hat es auch Platz für Barmherzigkeit, dann ist es weit genug, um die Leidenden zu liebkosen, dann ist es weit genug, um denen zur Seite zu stehen, die keinen Frieden im Herzen haben oder denen es am Lebensnotwendigen fehlt oder denen das Schönste fehlt: der Glaube. – Barmherzigkeit. Sagen wir dieses Wort gemeinsam: Barmherzigkeit. Alle! [Barmherzigkeit] Noch einmal! [Barmherzigkeit] Noch einmal, damit die Welt es hört! [Barmherzigkeit].

Ich möchte euch auch noch etwas anderes gestehen, das ich in diesen Jahren gelernt habe: Ich möchte niemanden beleidigen, aber es schmerzt mich, wenn ich jungen Menschen begegne, die vorzeitig „Pensionierte“ zu sein scheinen. Das schmerzt mich. Junge Menschen, die anscheinend mit 23, 24, 25 Jahren in Pension gegangen sind. Das schmerzt mich. Es macht mir Sorgen, wenn ich junge Menschen sehe, die „das Handtuch geworfen haben“, bevor sie zum Wettkampf angetreten sind. Die sich „ergeben“ haben, ohne überhaupt begonnen zu haben, zu spielen. Es schmerzt mich, junge Menschen zu sehen, die mit traurigem Gesicht umherziehen, als sei ihr Leben nichts wert. Das sind im Wesentlichen gelangweilte… und langweilige Jugendliche, die die anderen langweilen; und das schmerzt mich. Es fällt schwer und wirft zugleich Fragen auf, wenn man junge Menschen sieht, die ihr Leben der Suche nach dem „Rausch“ hingeben oder nach diesem Abenteuer, sich in ihrem Element zu fühlen auf dunklen Wegen, die sie am Ende „bezahlen“… und teuer bezahlen. Denkt an viele Jugendliche, die ihr kennt und die diesen Weg gewählt haben! Es stimmt nachdenklich, wenn man junge Menschen sieht, die die schönen Jahre ihres Lebens und ihre Energien verlieren, indem sie Verkäufern falscher Vorspiegelungen nachlaufen – es gibt solche! – (in meinem Heimatland würden wir sagen „Rauchverkäufern“), die euch um das Beste bringen, das ihr besitzt. Und das schmerzt mich. Ich bin sicher, dass heute unter euch niemand von diesen ist, aber ich möchte euch sagen: Es gibt „pensionierte“ Jugendliche, junge Menschen, die schon vor dem Wettkampf das Handtuch werfen; es gibt junge Menschen, die mit den falschen Vorspiegelungen in Rausch geraten und schließlich im Nichts enden.

Daher, liebe Freunde, haben wir uns versammelt, um uns gegenseitig zu helfen, denn wir wollen uns nicht unser Bestes rauben lassen, wir wollen nicht zulassen, dass man uns um unsere Energien bringt, dass man uns die Freude nimmt, dass man uns mit falschen Vorspiegelungen um unsere Träume bringt.

Liebe Freunde, ich frage euch: Wollt ihr für euer Leben diesen entfremdenden „Rausch“ oder wollt ihr die Kraft spüren, die euch das Gefühl der Lebendigkeit und der Fülle vermittelt? Entfremdender Rausch oder Kraft der Gnade? Was wollt ihr: entfremdenden Rausch oder Kraft der Fülle? Was wollt ihr? [Kraft der Fülle!] Man hört kaum etwas! [Kraft der Fülle!] Um erfüllt zu sein, um ein erneuertes Leben zu haben, gibt es eine Antwort, eine Antwort die nicht zum Verkauf steht, eine Antwort, die man nicht kaufen kann, eine Antwort, die nicht eine Sache, nicht ein Objekt ist; es ist eine Person, sie heißt Jesus Christus. Ich frage euch: Kann man Jesus Christus kaufen? [Nein!] Wird Jesus Christus in den Läden verkauft? [Nein!] Jesus Christus ist eine Gabe, er ist ein Geschenk des Vaters, die Gabe unseres Vaters. Wer ist Jesus Christus? Alle: Jesus Christus ist eine Gabe! Alle! [Er ist eine Gabe!]Er ist das Geschenk des Vaters.

Jesus Christus ist es, der dem Leben wirkliche Leidenschaft verleihen kann, Jesus Christus ist es, der uns bewegt, uns nicht mit dem Geringen zu begnügen, und uns dazu bringt, unser Bestes zu geben. Jesus Christus ist es, der uns anfragt, uns einlädt und uns hilft, jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir uns geschlagen geben. Jesus Christus ist es, der uns treibt, den Blick zu erheben und Großes zu erträumen. „Aber Pater“, kann jemand mir sagen, „es ist so schwierig, Großes zu erträumen, es ist so schwierig, aufwärts zu gehen, immer im Aufstieg zu sein. Pater, ich bin schwach, ich falle; ich strenge mich an, aber oftmals geht’s abwärts mit mir.“ Wenn die Gebirgsjäger die Berge ersteigen, singen sie ein sehr schönes Lied, das so lautet: „In der Kunst des Aufstiegs kommt es nicht so sehr darauf an, nicht zu fallen, sondern darauf, nicht liegenzubleiben.“ Wenn du schwach bist, wenn du fällst, schau ein bisschen nach oben, und da ist die ausgestreckte Hand Jesu, der dir sagt: „Steh auf, komm mit mir!“ – „Und wenn es mir nochmal passiert?“ – „Ebenfalls.“ – „Und noch einmal?“ – „Ebenfalls.“ Petrus hat den Herrn einmal gefragt: „Herr, wie oft…?“ – „Siebzigmal siebenmal!“ Die Hand Jesu ist immer ausgestreckt, um uns wieder aufzuheben, wenn wir fallen. Habt ihr das verstanden? [Ja!]

Im Evangelium haben wir gehört, dass Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem in einem Haus Halt macht – dem von Martha, Maria und Lazarus –, das ihn beherbergt. Auf der Durchreise tritt er in ihr Haus ein, um bei ihnen zu sein; die beiden Frauen heißen den willkommen, von dem sie wissen, dass er Mitgefühl hat. Die vielen Beschäftigungen lassen uns sein wie Martha: aktiv, zerstreut, ständig hin und her eilend… doch oft sind wir auch wie Maria: Vor einer schönen Landschaft oder einem Video, das ein Freund uns aufs Handy schickt, verweilen wir nachdenklich und lauschend. Während dieses Weltjugendtags möchte Jesus in unser Haus eintreten: in dein Haus; in mein Haus, in das Herz von jedem von uns. Jesus wird unsere Sorgen sehen, unsere Eile, wie er es bei Martha sah… und er wird hoffen, dass wir ihm zuhören wie Maria: dass wir mitten im Rummel den Mut haben, uns Ihm anzuvertrauen: Mögen es Tage für Jesus sein, die ganz dafür da sind, einander zuzuhören, Jesus zu empfangen in denen, die im gleichen Haus, in der gleichen Straße, in dem gleichen Verein oder in der gleichen Schule sind wie ich.

Und wer Jesus aufnimmt, lernt zu lieben wie Jesus. Dann fragt er uns, ob wir ein Leben in Fülle wollen. Und ich frage euch in seinem Namen: Ihr alle, wollt ihr ein Leben in Fülle? Beginne von diesem Moment an, dich innerlich anrühren zu lassen! Denn das Glück keimt auf und erblüht in der Barmherzigkeit – das ist seine Antwort, das ist seine Einladung, seine Herausforderung, sein Abenteuer: die Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht – wie das der Maria von Bethanien, die als Jüngerin Jesus zu Füßen sitzt und Gefallen daran findet, ihm zuzuhören, denn sie weiß, dass dort der Friede herrscht. Wie das Gesicht der Maria von Nazareth, die sich mit ihrem „Ja“ ins Abenteuer der Barmherzigkeit gestürzt hat; die von Generation zu Generation selig gepriesen und unser aller „Mutter der Barmherzigkeit“ genannt wird. Rufen wir sie alle zusammen an: Maria, Mutter der Barmherzigkeit. Alle: Maria, Mutter der Barmherzigkeit.

So lasst uns alle gemeinsam den Herrn bitten – jeder soll es schweigend in seinem Herzen wiederholen –: Herr, stürze uns ins Abenteuer der Barmherzigkeit! Stürze uns in das Abenteuer, Brücken zu bauen und Mauern (seien es Einzäunungen oder Gitternetze) niederzureißen; stürze uns in das Abenteuer, dem Armen zu helfen, der sich einsam und verlassen fühlt, der keinen Sinn mehr in seinem Leben findet. Dränge uns, die zu begleiten, die dich nicht kennen, und ihnen nach und nach und sehr taktvoll deinen Namen zu nennen, den Grund meines Glaubens. Dränge uns – wie Maria von Bethanien – in die Haltung des  Hörens, dass wir denen zuhören, die wir nicht verstehen, denen, die aus anderen Kulturen und anderen Völkern kommen, und sogar denen, die wir fürchten, weil wir glauben, sie könnten uns schaden. Lass uns unseren Blick – wie Maria von Nazareth mit Elisabet – unseren alten Menschen, unseren Großeltern zuwenden, um von ihrer Weisheit zu lernen. Ich frage euch: Sprecht ihr mit euren Großeltern?[Ja.] Wohl mehr oder weniger… Sucht eure Großeltern auf; sie besitzen Lebensweisheit und werden euch Dinge sagen, die eure Herzen bewegen.

Da sind wir, Herr! Sende uns aus, um deine barmherzige Liebe mit anderen zu teilen. An diesem Weltjugendtag wollen wir dich aufnehmen. Wir wollen bekräftigen, dass das Leben erfüllt ist, wenn man es von der Barmherzigkeit aus lebt, und dass dies das Bessere ist, das Liebreichere, das, was uns niemals genommen werden soll. Amen.

Franziskus nach Polen: Heilige Messe

Franziskus nach Polen: Gebetswache mit den Jugendlichen

Franziskus nach Polen: Kreuzweg

Franziskus nach Polen: Begrüßungszeremonie für die Jugendlichen

Cracovia

Cracovia, Cracovia, Polen